Jaja... Der Bauträger. Mit ihm steht und fällt ein Bauvorhaben. Sehr schnell haben wir mitbekommen, dass man den Bauträger bereits ausgewählt haben sollte, wenn man eine Finanzierung über eine Bank plant.
Hat folgenden Hintergrund: man beantragt EINEN Kredit für Haus und Grundstück und trägt die Bank mit der Grundschuld an erster Stelle im Grundbuch ein. Bei einem weiteren Kredit (falls Haus und Grundstück getrennt gekauft werden) steht der zweite Kreditgeber nicht an erster Stelle, denn dort steht bereits die Bank für das Grundstück. Im Falle einer Insolvenz würde der Kreditgeber an zweiter Stelle nachrangig berücksichtigt. Infolgedessen ist ein Kredit, der an zweiter Stelle eingetragen wird immer mit schlechteren Konditionen behaftet. Und da ein Haus (meistens) mehr kostet als das Grundstück, wäre der höhere Kredit in schlechtere Konditionen eingebettet. So... Ich hoffe mal das war so ein bisschen verständlich.
Da wir uns aber nicht kurzfristig für einen Bauträger entscheiden wollten, gingen wir einen wohl eher ungewöhnlichen Weg.
Wir beantragten einen variablen Kredit, den wir jederzeit auszahlen und in einen neuen Kredit (dann mit Haus ) umwandeln könnten. Das ist nicht so einfach, da so etwas nicht von jeder Bank angeboten wird. Daher stellten wir dann fest, dass dieser Weg eher ungewöhnlich ist. Das sagten uns die Banken auch ständig.
Wir haben es aber so gemacht, damit wir schnell das Grundstück unser Eigen nennen konnten und uns bei der Auswahl des Bauträgers alle Zeit der Welt lassen konnten. Und die braucht man leider...
Eines vorweg: eine 100%ige Vergleichbarkeit von Angeboten der Bauträger kann man eigentlich nicht erreichen. Bauleistungsbeschreibungen und Werkverträge sind einfach zu unterschiedlich. Qualitätsunterschiede von Bausubstanz und sanitären Anlagen über Fliesen und Dachziegel etc... kann man als Leihe nicht alle im Blick haben. Nicht zuletzt entscheidet auch die Person (manchmal "nur" Verkäufer, manchmal Architekt), die vor einem sitzt und das eigene Bauchgefühl.
Nach ausgiebiger Recherche und Baublog-Lektüre sowie Katalogen und Gesprächen mit Familie und Bekannten haben wir einige Bauträger ausgewählt.
Wir haben folgenden Bauträger in die engere Auswahl genommen:
Viebrockhaus
Helma
Fischerbau
Bösteinhaus
Helma:
Das Thema Helma hatte sich relativ schnell für uns erledigt. Wir besuchten den Musterhauspark in Lehrte bei Hannover. Die Häuser gefielen uns nicht wirklich und auch die Verkäufer erweckten nicht den vertrauensvollsten Eindruck. Wir waren sehr ernüchtert und sahen von näheren Gespräch ab.
Fischerbau:
Ein großer regionaler Anbieter. Zunächst empfanden wir den Hauskatalog als veraltet. Da unsere Eltern bereits zu Beginn der 90iger Jahre ihr Hausbauprojekt starteten, fiel uns ein Fischerbau Katalog aus eben diesen Jahren in die Hände. Bilder und Grundrisse entsprechen nahezu genau dem aktuellen Katalog.
Die Bauleistungsbeschreibung blieb einige Details schuldig und ließ zu viele Unsicherheiten bzw. Lücken offen (KFW, die Formulierungen "...oder gleichwertig", etc.)
Da uns die Häuser jedoch gefielen gaben wir Fischerbau eine Chance und begannen die Planung.
Wir wussten erst nicht, ob es eventuell eine Vorgabe von Fischerbau ist oder ob es im Entscheidungsbereich der Verkäufer liegt, die Grundrisse und Entwürfe nicht an potentielle Kunden herauszugeben. Später erfuhren wir, dass es üblich ist die Entwürfe nicht herauszugeben. Gut, wenn die sich das leisten können....
Wir empfanden es als äußerst schwierig sich mit dem gemachten Angebot auseinanderzusetzen, ohne einen Hausentwurf mit Grundriss daneben liegen zuhaben. Wir haben leider nichts ausgehändigt bekommen.
Zudem hätten wir gern ein detaillierteres Angebot mit den Kosten der einzelnen Posten (Heizung, Erker, Rollladen, etc.) gehabt.
In diesem Bereich hätten wir uns ein viel ausführlicheres Angebot gewünscht über das wir zu Hause in Ruhe nachdenken und es vergleichen können. Wir gehören ja wie anfangs im blog erwähnt zu denjenigen, die sich so etwas gern mal ein paar Nächte unters Kopfkissen legen.
Wir unterschreiben nichts für hunderttausende Euros auf Basis eines Entwurfs den wir uns einmal kurz angesehen haben...
Hier zeigte sich auch für uns, dass der aufgerufene Preis nicht unwesentlich über unserem Budget lag. Aufgrund der fehlenden Preise im Angebot war für uns auch nicht herauszufinden auf welche Dinge wir gegebenenfalls verzichten und Geld sparen könnten.
Wir erteilten Fischerbau also eine Absage, obwohl deren Haus ( an das wir uns ja wegen mangelnder Unterlagen nur erinnern können) nicht schlecht war.
Viebrockhaus:
Zugegeben wir waren beeindruckt von diesem Massivhausriesen. Gleich von Anfang an war das "all inclusive"-Paket sehr interessant für uns. Komplettpreis, alles drin, keine Eigenleistung. Außer natürlich Garten, Pflasterung und Küche oder so etwas wie Lampen anbringen :-) aber im allgemeinen war das sehr attraktiv.
Wir schlenderten also nicht nur durch den übergroßen Musterhauspark, sondern vereinbarten einen Termin. Das erste Gespräch verlief unspektakulär. Nichts konkretes. Im Gegensatz zu anderen Bauträgern musste hier sehr viel mehr von uns kommen. Wir studierten also den Katalog und stellten ein paar Anfragen per Mail. Es wurde schnell klar, dass jede Abweichung von den Standard-Haustypen im Katalog erhebliche Kosten verursachte. Und da die Viebrockhauspreise ohnehin "nicht ohne" sind war das ein kleines Problem. (Wir wissen sehr wohl wie gut die Häuser ausgestattet sind!) Es stellte sich also heraus, dass wir Kompromisse eingehen würden sollten wir uns für Viebrockhaus entscheiden. Gewisse Dinge waren einfach nicht möglich.
Die Frage war also:
Würden wir Kompromisse machen, NUR um Viebrockhaus bauen zu können?
Antwort:
Ja, denn das Rundum-Sorglospaket ist einfach viel zu verführerisch.
Noch dazu liest man ja nicht wirklich etwas Schlechtes über diesen überregionalen Anbieter, seine 3Monate Bauzeit, die im Preis enthaltene Wärmepumpe und Photovoltaik, die 10 jährige Garantie, und und und...
Also: zweites Gespräch.
Wieder hatten wieder den Eindruck, wir müssen alles selber machen. Nur auf ausdrückliche Nachfrage: "Wie würden Sie es machen?" kam etwas vom Verkaufsberater. Unser Gefühl: man muss sich einen Grundriss suchen, der ziemlich genau passt und nur minimale Änderungen verlangt. Nur dann wird man glücklich. Weder großartige Ideen und Kreativität noch preisgünstige Alternativen bei der Grundrissgestaltung darf man erwarten.
Wir nahmen einen überkritzelten Grundriss mit nach Hause. Per Mail kam dann das preisliche Angebot hinterher. Naja Angebot kann man es nicht wirklich nennen. Es war eher die Aufstellung der Zusatzkosten unserer Wünsche und Addition zum Grundpreis... Super. Na so kommen wir nicht zusammen liebe Viebrockhaus Leute! Ein "echtes Angebot" bitte! Rechnen können wir selbst!!!
Wir meldeten uns also noch einmal und erhofften uns einen Verhandlungsspielraum. Wir waren eigentlich von Beginn an entschlossen oder zumindest SEHR daran interessiert mit Viebrockhaus zu bauen. Da hätte Viebrock nicht viel machen müssen, außer uns ein wenig entgegenzukommen...
Schade, dass unser Verkaufsberater nicht bemüht und zudem nicht vorbereitet war. Wäre er ein wenig mehr auf uns eingegangen, hätte uns nichts mehr von Viebrockhaus abbringen können.
Solche Dinge passieren uns leider oft... Da ist man wild entschlossen eine größere Anschaffung zumachen ( Fernseher, Auto, Haus...) und das Gegenüber müsste eigentlich nicht viel tun außer freundlich und hilfsbereit sein. Denn wir haben uns ja eh schon entschieden.... Der Verkäufer hätte also leichtes Spiel gehabt. Aber wer unser Geld nicht will... Viebrockhaus war raus!
Bösteinhaus:
Auch ein regionaler Anbieter mit guten Kritiken im Internet. Einige gute Erfahrungen von Bekannten hatten wir gehört. Na dann los nach Garbsen.
Hier muss man hervorheben, dass man keinen Verkaufsberater vor die Nase gesetzt bekommt. Daumen hoch!
Das erste Gespräch war eine Aufnahme unserer Wünsche und Vorstellungen. Es war wirklich ein Gespräch, eine Diskussion mit dem Thema "Was passt zu uns?".
Leider mussten wir auf den nächsten Termin ca. 1 Monat warten. Aber wir bekamen per Email einen Grundriss und einen Hausentwurf ( da sollte sich Fischerbau eine Scheibe abschneiden) und so war der nächste Termin schon sehr konkret und wieder wurde der Grundriss diskutiert und geändert. Preise gab es auch sofort. Wir hatten zunehmend ein gutes Gefühl und beschäftigten uns wieder intensiv mit Bösteinhaus Baublogs.
Wir vereinbarten also einen drittem Termin und auch vor diesem dritten Termin bekamen wir wieder per Post einen Entwurf samt Preisen für einzelne optionale Ausstattungen und und und...
Sehr schön... Nun hätten wir gern ein Angebot.
Nach dem dritten Termin erhielten wir ein Angebot mit der Auflistung all unserer Extrawünsche. Der dritte Termin war mehr oderweniger ein durcharbeiten der Bauleistungsbeschreibung, des Musterwerkvertrages und der Angebotskonditionen. Wir hatten uns im Vorfeld Gedanken gemacht, Fragen notiert und Unverständlichkeiten angestrichen, sodass die Abhandlung der einzelnen Punkte recht schnell ging.
Einige Unsicherheiten blieben... Wie genau sieht die Haustür aus? Welche Badserien gibt es die unserem Budget entsprechen? Und ähnliches... Viele Dinge die erst nach Vertragsabschluss bemustert und preislich festgelegt werden. Wir müssten lügen wenn wir sagen würden, dass das für uns überhaupt kein Problem darstellt. Im Gegenteil: wir hätten ganz gern vorher gewusst was an Kosten auf uns zu kommt!!! Aber gut, das ist hier einfach nicht möglich und das muss man wissen und einen Puffer einkalkulieren. Wenn man das nicht möchte muss man einfach einen anderen Bauträger wählen.
Wir erhielten also ein Angebot und einen neuen Termin. Die Spannung stieg. Würden nun zusammen kommen oder nicht?
Ein vierter Termin folgte und.... Wir wurden uns mit Bösteinhaus einig. Die Gespräche und die Planung verliefen stehts zu unserer Zufriedenheit und wir gingen immer mit einem guten Gefühl und neuen Anregungen nach Hause, dachten nach und änderten den Entwurf. Es war eine intensive Planung und am Ende hatten wir das Gefühl: das ist unser Haus!
Der Vertrag ist unterzeichnet, der Bauantrag in die Wege geleitet... und nun heißt es warten.
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